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Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger stellt eine zentrale Herausforderung in der Unternehmensnachfolge dar. 

Für eine erfolgreiche Nachfolgersuche müssen 3 Kriterien aufeinander abgestimmt werden:

  • die Bedürfnisse des Unternehmens.
  • die Präferenzen des Übergebers in Bezug auf den Nachfolger.
  • die Bedürfnisse des Nachfolgers. 

Ausgangspunkte einer gezielten Nachfolgersuche sollten immer die Bedürfnisse des Unternehmens und Ihre Präferenzen als Übergeber sein. Denn aus ihnen ergibt sich zwangsläufig ein Anforderungsprofil und eine ganz bestimmte Form der Unternehmensnachfolge.

Durch die Festlegung seiner Präferenzen engt der Übernehmer zwangsläufig seine Wahl auf ganz bestimmte Formen der Unternehmensnachfolge ein. Da jede Form der Unternehmensnachfolge unterschiedliche Herausforderungen und Vorteile mit sich bringt, sollte dies vom Übergeber bereits bei der Festlegung seiner Präferenzen berücksichtigt werden.

1. Formen der Unternehmensnachfolge verstehen und gezielt entscheiden

Warum sollte ich mich ausgerechnet jetzt schon mit den Formen der Unternehmensnachfolge befassen?

Wer die Wahl hat, braucht Klarheit über die Optionen

Jede Unternehmensnachfolge ist anders. Welche Herausforderungen auf Sie zukommen und welche Chancen sich bieten, hängt stark von der gewählten Form der Nachfolge ab. Wer zu lange nur auf eigene Bedürfnisse oder familiäre Vorstellungen setzt, ohne die Realität einzubeziehen, riskiert unnötige Konflikte oder gar das Scheitern der Nachfolge.

Was auf Sie zukommt
hängt stark davon ab, welche 
Form der Unternehmensnachfolge aufgrund der 
persönlichen Vorzüge angestrebt wird.

Drei Modelle der Unternehmensnachfolge im Überblick

  1. Interne Nachfolge
    Übergabe an Familienangehörige oder verdiente Mitarbeitende. 
    Vorteil: hohe Kontinuität, eingespielte Abläufe und starke Mitarbeiterbindung. 
    Risiken: emotionale Verflechtungen, familiäre Konflikte oder fehlende Innovationsimpulse.
  2. Externe Nachfolge
    Übernahme durch strategische Investoren, Finanzinvestoren oder externe Führungskräfte. 
    Vorteil: frische Impulse, oft bessere Finanzierung, klare Strukturen. 
    Risiken: kulturelle Brücken, Akzeptanz bei Mitarbeitenden, passende Auswahl.
  3. Hybride Modelle
    Schrittweise Übergabe, z. B. durch Beteiligung eines externen Interims-Gesellschafters. 
    Vorteil: geringere operative Disruption, kombinierte Stärken. 
    Nachteil: hoher Koordinationsaufwand, komplexere Struktur.

Hindernisse erkennen und überwinden

Viele Nachfolgeprozesse scheitern, bevor sie richtig begonnen haben. Das zeigen die Zahlen:

Gewünschte und tatsächliche Übertragungsform im Jahr 2011

gewünschte Übertragungsform
tatsächliche Übertragungsform
Familieninterne Nachfolge
49%
36%
Verkauf an Unternehmer (MBI)
35%
24%
Verkauf an Mitarbeiter (MBO)
27%
17%
Verkauf an Unternehmen (Strategischer Investor)
18%
14%
Liquidation
4%
8%
Beteiligungsgesellschaft (Finanzinvestor)
3%
1%
Stiftung
2%
0%

Quelle: Waschbusch et al StB 17 58-65

Welche Nachfolgeform passt zu Ihnen?

Die Entscheidung für eine interne oder externe Nachfolge hängt u. a. von folgenden Punkten ab:

  • Langfristige Strategie
  • Verfügbarkeit geeigneter Nachfolger
  • Wirtschaftliche & kulturelle Rahmenbedingungen

Interne Nachfolge: Familie oder Mitarbeitende

Familiennachfolge:
Bleibt das Unternehmen in der Familie, wirkt das stabilisierend. Doch hohe Erwartungen und familiäre Konflikte bergen Risiken. Die Qualifikation muss ebenso stimmen wie die Kommunikation auf Augenhöhe. 
Nicht zuletzt durch sinkende Geburtenraten verliert die Familiennachfolge nichtsdestotrotz an Bedeutung. Und in Bezug auf die eigenen Kinder haben Übergeber meist eine besonders hohe Erwartungshaltung. Der Übergeber muss daher rechtzeitig in die Ausbildung und Qualifikation seiner Kinder investieren. Und es bedarf einer Trennung der familiären und beruflichen Kommunikationsebenen. Mit klaren und vor allem kommunizierten Absprachen zur Zuständigkeit, um das Konfliktpotenzial zwischen beiden Generationen gering zu halten.

Mitarbeiternachfolge (MBO)
Die Unternehmenskultur bleibt erhalten, der Übergang ist oft reibungslos. Der Übergeber spart sich die langwierige Suche nach externen Übernehmern. Und er kann die Qualitäten des Übernehmers oft objektiver bewerten als bei Familiennachfolgen. Doch gerade in kleinen Unternehmen fehlt es oft an geeigneten Kandidaten mit entsprechender Führungserfahrung. Wissen kann über berufsbegleitende Bildung, wie z.B. Business and Administration Studiengänge, erlangt werden. Erfahrung und die innere Überzeugung kann nur im Unternehmen durch den Unternehmer selbst vermittelt werden. Auch Finanzierungslösungen sind frühzeitig zu klären.

Externe Nachfolge: Vielfalt mit Anspruch

Jungunternehmer (MBI)
Bringt frische Ideen, aber auch Anpassungsbedarf bei Kultur und Struktur.

 

Strategischer Investor
Sucht gezielt nach Synergieeffekten – z. B. zur Erweiterung von Marktanteilen, Technologien oder Produktionskapazitäten. Wichtig ist hier die Sicherung der Unternehmenskultur.

Finanzinvestor
Orientiert sich an klarer Exit-Strategie und finanziellen Kennzahlen. Prüfen Sie, ob Ihre Werte und Visionen langfristig Bestand haben sollen oder ob ein rein wachstumsorientierter Ansatz für Ihr Unternehmen geeignet ist.

Gescheiterte Nachfolgen:

2023:28 %davon mangels Nachfolger:96 %
2022:25 %davon mangels Nachfolger:94 %

Herausforderungen:

  • Fehlende Qualifikation oder Motivation
  • Finanzielle Engpässe
  • Kein geeigneter Kandidat im Umfeld

Tipp: Holen Sie frühzeitig externe Berater und Vermittler ins Boot. Diese können die Suche strukturieren und überregionale Optionen öffnen.

Zentrales Prinzip: Interessen müssen zusammenpassen

Am Anfang steht immer Ihre Suche nach einem passenden Nachfolger. Erst wenn sich Ihre Vorstellungen mit den Präferenzen und Interessen des Gegenübers decken, kommt es zu einer tragfähigen Übergabe.

  • Präferenzen lassen sich überdenken: Lieber ein realisierbarer Deal als eine unerreichbare Idealvorstellung.
  • Interessen lassen sich wecken: Nicht selten liegt die passende Lösung näher als gedacht.

Fazit

Eine gut vorbereitete Entscheidung für die richtige Nachfolgeform bringt Sie Ihrem Ziel entscheidend näher. Wer die Möglichkeiten kennt, kann Chancen besser nutzen – und Risiken bewusst steuern.

2. Gezielte Nachfolgersuche

Die Herausforderung der Nachfolgersuche

Vielleicht möchten Sie die Fühler nicht in alle Richtungen gleichzeitig ausstrecken oder sind sich nicht sicher, wo die Nachfolgersuche begonnen wird. Dann können Sie sich gern an dieser Reihenfolge orientieren:

  1. Familie
  2. Mitarbeiter
  3. Strategischer Investoren
  4. Jungunternehmer
  5. Finanzinvestoren

Ähnlich wie die Suche nach einem Ehepartner, sollte die Suche nach einem Nachfolger sorgfältig erfolgen. Dabei müssen sowohl familiäre als auch externe Optionen berücksichtigt werden, wobei Wertvorstellungen und Unternehmensstrategie wichtige Aspekte sind.

Diese Reihenfolge ergibt sich aus den folgenden Fragen, die Sie sich über potenziellen Kandidaten stellen sollten:

  • Warum interessiert sich der Nachfolger für den Betrieb?
  • Welche fachliche bzw. kaufmännische Qualifikation hat der Nachfolger?
  • Hat er Führungserfahrung? Besitzt er Sozialkompetenz?
  • Hat er ein plausibles Konzept, das den Marktgegebenheiten gerecht wird?
  • Welche Neuerungen kann er in das Unternehmen einbringen?
  • Wo war er bisher beschäftigt?
  • Ist er mir sympathisch?
  • Kann er mit meinen Mitarbeitern umgehen?

Die Kandidaten sollten nämlich nicht nur über die erforderlichen fachlichen und unternehmerischen Kompetenzen verfügen, sondern auch die langfristige Vision des Unternehmens teilen und sich nachhaltig für dessen Weiterentwicklung engagieren.

Bei Familienangehörigen lassen sich diese Themen erfahrungsgemäß leicht durch Sie selbst beantworten. 

Auch bei Mitarbeitern dürfte Ihnen das noch gut gelingen. 

Danach nehmen die Erkenntnisse und die Erfahrungen bezüglich der Kandidaten der Gruppen 3 bis 5 schrittweise immer weiter ab. Entsprechend herausfordernd wird somit Ihre Suche bei externen Nachfolgern. 

Doch was ist mit Präferenzen gemeint?
Ohne sich über seine Präferenzen im Klaren zu sein, ist es als Übergeber schwierig, den richtigen Nachfolger zu finden. 

Deutliche Präferenzen sind da A und O!

Zum einen ist die Motivationslage bei Übergeber und Nachfolger nicht deckungsgleich. Aber vor allem ist sie abhängig von der Art des Nachfolgers, die durch Form der Unternehmensnachfolge bestimmt wird. Beispiele: 

Familieninterne Nachfolge: 

  • Übergeber
    Einerseits wünscht sich der Unternehmer, dass sein Sohn oder seine Tochter das Unternehmen übernehmen. Andererseits möchte er den Nachwuchs jedoch nicht unter Druck setzen. Oft steht auch der vom elterlichen Beschützerinstinkt geleitete Wunsch im Raum, die Kinder vor den Belastungen und Risiken des Unternehmertums zu schützen.
  • Nachfolger:
    Die jüngere Generation wiederum hat häufig zahlreiche berufliche Optionen – oft auch international – wodurch sie sich nicht immer für die Übernahme des Familienunternehmens entscheidet. Zudem schreckt die langfristige Bindung ab, die mit der Nachfolge verbunden ist.

Nachfolge an Mitarbeiter:

  • Übergeber: 
    Ca. 50% der Übergeber priorisieren einen maximalen Verkaufspreis. Wünschen sich aber zugleich eine wertebasierte und kontinuierliche Weiterführung des Unternehmens. Mitarbeitern wird daher der Vorzug vor externen Nachfolgern gegeben.
  • Nachfolger: 
    Studien unter KMUs ergaben, dass angestellte Manager oft weniger unternehmerisch agieren als der Unternehmer selbst. Dies zeigt sich unter anderem in ihrer Risikoaversion, insbesondere bezüglich der Unternehmensfinanzierung. Aber vor allem bei der Aufnahme einer Finanzierung für den geforderten Kaufpreis. 
    Zudem sind sie häufig mehr Spezialisten als Generalisten, was ihnen erkennbar die Führung eines gesamten Unternehmens erschwert und ihre persönliche Risikoeinschätzung negativ beeinflusst.

Und selbst wenn der Übergeber klare Präferenzen hat, braucht es in der Regel Zeit, um die bestehenden Positionen zueinander zu bringen. Ein weiterer Grund also für eine frühzeitige Nachfolgeplanung.

Was braucht mein Nachfolger?
Was braucht mein Unternehmen?

Nicht nur Sie als Übergeber müssen sich Ihrer Präferenzen klarwerden, sondern auch die anderen beiden involvierten Parteien - nämlich der (potenzielle) Nachfolger sowie das Unternehmen selbst. Ihnen muss zwangsläufig daran gelegen sein, dass der Nachfolger sich in seinem „neuen“ Unternehmen wohlfühlt. Sonst lehnt er den Weg einer Nachfolge ab. Oder es kommt im Nachhinein zu Frustration und möglicherweise zu einem Weiterverkauf des Unternehmens. Dies könnte nicht nur den ursprünglichen Zielen der Senior-Generation entgegenstehen, sondern auch zu „verlorenen Jahren“ oder zu nachträglichem Streit führen.

Beim Zusammenkommen von Nachfolger und Unternehmen geht es daher um die entscheidende Frage: Besitzt der Nachfolger die Fähigkeiten und Visionen, um das Unternehmen voranzubringen?

Beispiele aus der Praxis zeigen, dass eine Nachfolge oft deshalb erfolgreich durchgeführt werden konnte, weil die neuen Inhaber ganz konkrete Strategien für die Umsetzung ihrer eignen Visionen entwickelt hatten.
Ein Nachfolger etwa führte erfolgreich eine digitale Plattform ein, die nicht nur den Vertrieb steigerte, sondern auch die Effizienz im Unternehmen deutlich erhöhte. In einem anderen Fall implementierte eine Nachfolgerin ein nachhaltiges Produktionsverfahren, was dem Unternehmen neue Kundengruppen erschloss und somit besser in der Branche positionierte.

Anders ausgedrückt: Die Nachfolger müssen vom Übergeber bereits vorab die Gelegenheit erhalten, sich als die neuen „Best Owners“ des Unternehmens zu fühlen. 

Aber auch "Best Owners" an der Spitze des Unternehmens nutzen nichts, wenn die Organisation die neuen Eigentümer-Manager nicht unterstützt. 

So gilt es zum Beispiel zu verhindern, dass junge, motivierte Unternehmer nach kurzer Zeit das Handtuch verwerfen, weil die Mitarbeiter des Unternehmens nicht ausreichend vom Übergeber auf den vorgesehenen Wandel vorbereitet worden sind, diesen nicht unterstützen oder sogar blockieren.

Um solche Misserfolge und eine mangelnde Übereinstimmung zu verhindern, sollten sich alle beteiligten Parteien vor der Übergabe die Zeit zur Reflexion nehmen und schriftlich niederlegen. Schriftliche Reflexion hilft dabei, Gedanken zu strukturieren, Missverständnisse zu vermeiden und eine klare Basis für die Kommunikation zu schaffen, wodurch spätere Konflikte vermieden werden können.

  • Was ist mir wichtig?
  • Wann würde ich die Übernahme als erfolgreich bezeichnen?
  • Was brauche ich, um erfolgreich zu sein?
  • Was könnte der Erreichung meiner Ziele im Wege stehen?
  • Wie erkenne ich drohende Hindernisse und was kann ich gegebenenfalls dagegen tun?

Diese Wünsche und Vorstellungen sollten ehrlich und offen miteinander diskutiert und abgeglichen werden. Dabei können Methoden wie moderierte Workshops, strukturierte Feedbackgespräche oder die Erstellung eines gemeinsamen Nachfolgeplans hilfreich sein. 

Ein erfahrener Mediator oder Berater kann zudem dabei unterstützen, unterschiedliche Perspektiven zu verbinden und eine einvernehmliche Lösung zu erarbeiten.

Wo soll ich meine Suche beginnen?

Externe Übernehmer können insbesondere sein: 

  • Wettbewerber, Kunde, Lieferant, Markteinsteiger (Strategischer Investor)
  • Veränderungswillige Mitarbeiter von Marktteilnehmer
  • Venture Capital, Private Equity, Family Offices (Finanzinvestoren)

Wichtig ist gerade bei der externen Nachfolge, dass gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wird. Bevor kein Vertrauen in das Unternehmen einerseits und den Nachfolger andererseits aufgebaut ist, wird kein Handschlag zustande kommen. 

Für einen ersten Überblick können Sie sich bei Unternehmensmaklern umhören oder sog. Nachfolgebörsen nutzen. Davon gibt es in Deutschland viele – die wohl bedeutendste ist die bundesweite Börse nexxt-change.org. Durch sie werden jährlich über tausend Unternehmen vermittelt und so Arbeitsplätze gesichert. Die Inserate zeigen die Unternehmen in anonymisierter Form. Dies ist begrüßenswert, da die Identität des übergebenen Unternehmers nicht zu früh bekannt werden sollte, um ungewollte Reaktionen auf die geplante Nachfolge am Markt zu vermeiden. Aufgegeben werden die Inserate regelmäßig durch Sparkassen, Banken oder Kammern. Nexxt-change.org bietet darüber hinaus auch ein Informationsangebot, bei dem sich Interessierte über die Unternehmensnachfolge aber auch über die Existenzgründung belesen können. 

Neben nexxt-change gibt es auch zahlreiche weitere Börsen, welche nicht bundesweit wirken, sondern auf regionale Nachfolgen spezialisiert sind. Gerade im ländlichen Raum können so lokale Existenzgründer und Übergeber zusammenbracht werden. Problematisch kann hier die Aufrechterhaltung der Anonymität sein. Gerade bei sehr spezialisierten Unternehmen, die vielleicht eine Alleinstellung in der Region haben, können selbst ohne Namensnennung auf der Börse Rückschlüsse auf das konkrete Unternehmen gezogen werden. Hier muss im Einzelfall entschieden werden, was für eine erfolgreiche Nachfolge überwiegt: die Geheimhaltung der Nachfolgepläne vor Kunden und Lieferanten oder die maximale Auswahl an potenziellen Übernehmern. 

3. Transparente Kommunikation - Die Bedeutung klarer Kommunikation in der Unternehmensnachfolge

Ab wann sollte ich die „Katze“ aus dem Sack lassen?

Die Senior-Generation neigt oft dazu, wichtige Entscheidungen – einschließlich der Nachfolge – im Alleingang zu treffen. Zum einen liegt dies daran, dass die Übergeber es gewohnt sind, Verantwortung zu übernehmen, und deshalb die Kontrolle nur schwer abgeben. Zum anderen scheuen sie möglicherweise Konflikte innerhalb der Familie oder fühlen sich unsicher, ob ihre Nachfolger bereit sind, diese Pflichten zu übernehmen.

Dies kann jedoch erhebliche Probleme verursachen. Die Erfahrung zeigt zum Beispiel, dass Unternehmer-Eltern oft stillschweigend davon ausgehen, dass ihr Nachwuchs die Nachfolge antreten würde, obwohl dieser daran gar kein Interesse hat. Umgekehrt gibt es Situationen, in denen sich die Kinder als zukünftige Nachfolger sehen, nur um dann zu erfahren, dass das Unternehmen verkaufen werden soll. 

Solche Konflikte müssen Sie durch frühzeitige und offene Kommunikation vermeiden oder zumindest abmildern. Beispielsweise könnten 

  • regelmäßige Familientreffen oder
  • moderierte Workshops 

genutzt werden, um die Erwartungen und Perspektiven zu klären. Tools zur Strukturierung von Diskussionen, wie z.B. 

  • Kommunikationsleitfäden,
  • Mediatoren oder
  • Nachfolgeberater 

können ebenfalls helfen, die Kommunikation gezielt zu fördern und Missverständnisse zu vermeiden.

Unruhe vermeiden, Vertrauen sichern

Muss ich wirklich schon jetzt über meine Nachfolge sprechen?

Ja – denn Schweigen schafft Unsicherheit. Und Unsicherheit wird schnell zur Gefahr.

Gerade im eigenen Unternehmen unterschätzen viele Unternehmer, wie sehr unklare Kommunikation zur Nachfolge das Vertrauen der Mitarbeitenden und Kunden erschüttern kann.

Schweigen wirkt – und zwar oft negativ

Wenn Sie selbst nicht offen über Ihre Zukunftspläne sprechen, tut es jemand anderes. Ihr Alter, Ihr möglicher Rückzug – all das ist kein Geheimnis. Fehlt eine klare Ansage, entstehen Gerüchte:

  • Wird das Unternehmen verkauft?

  • Gibt es bald einen neuen Chef?

  • Bleibt mein Arbeitsplatz sicher?

Wie aus dem Nichts können sich so z.B. Verkaufsgerüchte verbreiten. Die Folgen:

  • Leistungsträger beginnen, sich nach neuen Jobs umzusehen.

  • Kunden wenden sich vorsorglich an andere Anbieter.

  • Das Betriebsklima kippt.

Wer nicht kommuniziert, überlässt das Feld den Spekulationen.

Die gute Nachricht: Sie haben es in der Hand. Zielgerichtete Kommunikation stärkt Vertrauen – sowohl intern als auch extern. Wer frühzeitig informiert, kann steuern, wie Mitarbeiter, Kunden oder Partner auf die geplante Nachfolge reagieren.

Ein paar klare Worte zur richtigen Zeit wirken oft stärker als jede Strategie im Nachhinein.

Ihr Vorteil
Kontrolle behalten statt Schäden reparieren:

  • Sie verhindern unnötige Unruhe.

  • Sie binden wichtige Fachkräfte langfristig.

  • Sie erhalten die Loyalität Ihrer Kunden.

  • Sie gestalten den Übergang aktiv – statt bloß zu reagieren.

Fazit 
Reden hilft – vor allem, wenn Sie der Erste sind. Nutzen Sie Ihre Position als Unternehmer. Setzen Sie das Signal. Klare Kommunikation über Ihre Nachfolge zeigt Weitsicht und Führungsstärke. Und sie schützt das, was Sie aufgebaut haben.

Die Unternehmensnachfolge betrifft nicht nur Sie als Unternehmer, sondern eine Vielzahl weiterer Stakeholder. Dazu gehören Ihre

  • Familie,

  • Führungskräfte,

  • Mitarbeiter,

  • Kunden,

  • Zulieferer,

  • Banken und

  • andere Dienstleister sowie Akteure aus der Region und der Branche. 

Offene Kommunikation mit allen Stakeholdern
Mangelnde Kommunikation kann zu Missverständnissen und Konflikten führen. Eine offene Kommunikation über die Nachfolge mit allen Stakeholdern ist daher essenziell.

Nicht alle diese Gruppen müssen gleichzeitig informiert werden, aber es sollte ein klarer Plan existieren: 

Kommunikationsplan:
Wer wird wann, von wem und in welcher Form über die bevorstehende Nachfolge informiert?

Zum Beispiel könnten die

  • Führungskräfte in einem ersten Schritt in einem persönlichen Meeting durch den Unternehmer informiert werden, während

  • Mitarbeiter in einer anschließenden Betriebsversammlung oder über eine interne Mitteilung informiert werden.

  • Kunden und Geschäftspartner können in einer späteren Phase per Brief oder in persönlichen Gesprächen eingebunden werden. 

Kommunikationskultur:
Eine offene und rechtzeitige Kommunikation schafft Vertrauen und reduziert Unsicherheiten. Sowohl intern im Unternehmen als auch extern bei Partnern und Kunden. 

Ein solch strukturierter Plan minimiert Unsicherheiten und sorgt für einheitliche Kommunikation. So wird der Übergang nicht nur reibungsloser, sondern auch nachhaltiger gestaltet.

4. Unternehmenspräsentation

Wie kann ich potentielle Käufer überzeugen?

Muss ich mein Unternehmen wirklich "schönreden", um es verkaufen zu können?

Der erste Eindruck zählt – auch beim Unternehmensverkauf.

Selbstverständlich entscheidet nicht allein die Optik über den Erfolg eines Unternehmensverkaufs. Im Mittelpunkt stehen natürlich

  • überzeugende Finanzkennzahlen

  • ein tragfähiges Geschäftsmodell und

  • attraktive Vermögenswerte.

Darüber hinaus ist auch Ihre Persönlichkeit als Verkäufer von großer Bedeutung – insbesondere die Art Ihrer Kommunikation während des späteren Verkaufsprozesses.

Doch bevor diese Faktoren überhaupt zur Geltung kommen, müssen Sie die Aufmerksamkeit potenzieller Käufer gewinnen. Dabei spielt die Qualität Ihrer Verkaufsunterlagen eine entscheidende Rolle.

Die Sales-Story als Schlüsselelement.

Viele potentielle Nachfolger sowie Investoren entscheiden innerhalb weniger Minuten, ob sie sich intensiver mit einem Angebot beschäftigen. Oft ist es die sogenannte Sales-Story, also Ihre überzeugende Erzählung darüber, warum Ihr Unternehmen attraktiv ist und weshalb sich eine Übernahme lohnt.

Diese Geschichte sollte spannend, glaubwürdig und professionell aufbereitet sein. Sie ist der erste Eindruck, den potenzielle Interessenten von Ihnen und Ihrem Unternehmen erhalten.

Vertrauen durch Klarheit und Struktur aufbauen.

Sobald Sie das Interesse geweckt haben, setzt bei erfahrenen Investoren schnell eine gesunde Skepsis ein. Sie wollen Risiken vermeiden und suchen gezielt nach Schwächen im Angebot. Deshalb müssen Ihre Unterlagen nicht nur Neugier erzeugen, sondern auch Vertrauen schaffen.

Fehler 1: 
Die Marketingunterlagen folgen keinem klaren Aufbau, der den Erwartungen und Anforderungen potenzieller Interessenten auf Anhieb gerecht wird.

Ein klarer, nachvollziehbarer Aufbau der Unterlagen hilft dabei. Wenn potenzielle Käufer direkt die Informationen finden, die sie benötigen, signalisiert das Transparenz und Professionalität.

Ihre Verkaufsunterlagen sollten daher einem klaren roten Faden folgen. Wenn die Erwartungen und Informationsbedürfnisse potenzieller Käufer nicht direkt bedient werden, schwindet das Interesse schnell.

Was professionelle Investoren wirklich sehen wollen

Erfahrene Käufer arbeiten mit einer Art mentaler Checkliste. Sie achten auf bestimmte Kennzahlen, Unternehmenskennwerte und Bewertungsrelationen. Fehlen diese Informationen oder sind sie schwer auffindbar, wird die Chance auf einen Kontakt geringer. Die Auswahl dieser Kennzahlen hängt in der Regel von anerkannten Bewertungsverfahren ab. Die jedoch branchenabhängig unterschiedlich sein können. Berater können Ihnen helfen, eine geeignete Auswahl zu treffen. 

Wenn alle relevanten Punkte schnell erkennbar sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Investor bei Ihnen meldet.

Fazit
Ihre Verkaufsunterlagen sind weit mehr als nur eine schöne Verpackung. Sie sind der erste Schritt im Verkaufsprozess und entscheidend dafür, ob potenzielle Käufer Ihr Unternehmen überhaupt in Betracht ziehen. Investieren Sie hier Zeit und Sorgfalt – es lohnt sich.

Wie kann ich potenzielle Käufer schon früh für mein Unternehmen begeistern?

Guter Eindruck von Anfang an: Die richtige Reihenfolge zählt

Im Verkaufsprozess geben Sie Schritt für Schritt Informationen an potenzielle Käufer weiter. Umso wichtiger ist es, dass diese Unterlagen professionell wirken und überzeugend aufgebaut sind. In der Praxis haben sich vier Kernformate bewährt:

  • One-Pager (Teaser)
  • Informations-Memorandum (IM)
  • Businessplan
  • Ihre Website

Im Folgenden zeigen wir, worauf Sie bei diesen Formaten achten sollten und welche Fehler Sie vermeiden müssen.

One-Pager (Teaser) 
Kurz, anonym und auf den Punkt gebracht

Die erste Ansprache potenzieller Käufer erfolgt meist mit einem One-Pager, auch "Teaser" genannt. Er enthält auf einer Seite die wichtigsten Informationen zur Nachfolge:

  • Worum geht es?
  • Welche Argumente sprechen für einen Kauf?
  • Wird das Unternehmen ganz oder nur teilweise verkauft?

Das Unternehmen bleibt dabei anonym, denn der One-Pager wird an eine größere Zahl potenzieller Interessenten verschickt.

Wichtig: Der One-Pager wird erst ganz zum Schluss erstellt, wenn alle anderen Unterlagen vorliegen. Er fasst die wesentlichen Inhalte aus dem Informations-Memorandum zusammen.

Weitere typische Inhalte:

  • Unternehmenszweck, Gründung, Meilensteine
  • Verkaufsgrund
  • Umsatz- und Gewinnzahlen
  • Besondere Stärken ("Investment-Highlights")

Informations-Memorandum (Exposé)
Seriös, realistisch, überzeugend

Das IM gibt einen ausführlichen Überblick über Ihr Unternehmen und dessen Marktumfeld. Hochsensible Daten wie Preise, Margen oder interne Prognosen bleiben zunächst außen vor. Diese werden erst später im Rahmen der Due Diligence offengelegt.

Das Ziel: Ihr Unternehmen soll möglichst positiv und nachvollziehbar dargestellt werden – ohne Risiken zu verschweigen.

Fehler 2
Ein Exposé mit übertriebenen oder unbegründeten Aussagen untergräbt den Vertrauensaufbau und kann sich im weiteren Verlauf des Verkaufsprozesses negativ auf die Verkäufer auswirken.

Tipp: Versetzen Sie sich beim Schreiben in die Perspektive eines potenziellen Käufers. Nicht alle kennen Ihre Branche. Deshalb sollte das IM auch für Branchenfremde verständlich und spannend sein.

 

Inhalt des IM
Inhalts­angabeErklärung 
1. Management Summary   
1.1Geschäfts­über­blickGrober Überblick über das Unter­nehmen 
1.2Finanz­in­for­ma­tionenKernaus­sagen zu Umsatz und Profi­ta­bi­lität: Kennzahlen der letzten drei Jahre und (ggf.) eine Schätzung zum Ende des laufenden Jahres 
1.3Unter­neh­mens­stra­tegieKurzfassung der Strategie 
1.4Vorge­schlagene Trans­aktionArt und Kondi­tionen des Deals 
1.5Inves­ti­ti­ons­kri­terienHaupt­gründe, weshalb ein Inter­essent kaufen sollte 
2. Markt und Produkte  
2.1ProdukteÜbersicht über die Produkte bzw. Dienst­leis­tungen 
2.2Markt und WettbewerbÜberblick über den Markt und Wettbewerb 
2.3Unter­neh­mens­stra­tegieDie Strategie im Detail 
2.4Entwick­lungs­pi­pelineDie Pipeline neuer Produkte 
3. Finanz­in­for­ma­tionen   
3.1Gewinn- und Verlust­rechnungDie GuV der letzten drei Jahre im Überblick 
3.2Bilanz­kenn­zahlenDie aktuelle Bilanz mit Kommen­taren 
3.3BusinessplanZahlen der letzten drei bis fünf Jahre sowie eine Prognose für den gleichen Zeitraum in der Zukunft 
4. Management und Mitar­beiter   
4.1Management-TeamDas Team und die Key-Mitar­beiter 
4.2Mitar­beiter-Kondi­tionenKann entfallen, wenn es keine beson­deren Kondi­tionen gibt 

Businessplan

Planung mit Weitblick und Augenmaß

Ein Businessplan zeigt, welche Erträge das Unternehmen in Zukunft erzielen soll – und welche Investitionen dafür erforderlich sind. 

Fehler 3: 
Dem Businessplan wird nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.

Doch Vorsicht: Wer hier zu optimistisch plant, setzt sich selbst unter Druck. Denn Käufer vergleichen die tatsächlichen Entwicklungen später mit dem, was im Businessplan stand. Unrealistische Prognosen können dazu führen, dass:

  • der Verkaufspreis deutlich sinkt,
  • Sie länger im Unternehmen bleiben müssen,

oder Sie in ein "Earn-Out"-Modell gedrängt werden.

Fehler 4: 
Strategie- oder Pipelinekosten werden unvollständig 
oder widersprüchlich dargestellt.

Ein professioneller Businessplan hält einer sorgfältigen Prüfung stand. Er ist klar, begründet und nachvollziehbar. Widersprüchliche Aussagen, fehlende Kostenpositionen oder offensichtlich unrealistische Prognosen können das Vertrauen potenzieller Käufer erheblich erschüttern – im schlimmsten Fall so sehr, dass sie den Verkaufsprozess vorzeitig verlassen. Auch hier lohnt sich die Unterstützung eines Beraters.

Negativ-Beispiel: 
Verkaufsprojekt im Bereich Industriesoftware: Verkäufer war sich sicher, welche Umsätze er in den kommenden zwei Jahren mindestens erreichen würde. Das laufende Jahr war vielversprechend gestartet, und die Zahlen des ersten Quartals deuteten auf ein mögliches Umsatzplus von 25 % gegenüber dem Vorjahr hin. Entsprechend ambitioniert gestaltete der Unternehmer auch den Businessplan. Allerdings in der Annahme: Je höher die Planzahlen, desto höher der mögliche Verkaufspreis.

Doch durch den ungeplanten Wechsel zweier Vertriebsleiter – einer ging zu einem Wettbewerber, der andere fiel langfristig aufgrund eines Unfalls aus – konnten die prognostizierten Zahlen zum Jahresende nicht erreicht werden.

Der Verkäufer stand schließlich vor der Entscheidung: entweder einen deutlichen Preisnachlass zu akzeptieren oder für weitere 18 Monate im Unternehmen zu bleiben. Und als Minderheitsgesellschafter den Businessplan weiterzuverfolgen und über ein Earn-Out-Modell an einem späteren Mehrerlös beteiligt zu werden. Hätte er sich zu Beginn für realistischere, vorsichtig kalkulierte Prognosen entschieden, wäre ein Earn-Out nicht nötig gewesen.

Website: Der oft unterschätzte erste Eindruck

Viele Unternehmer scheuen kurz vor dem Verkauf weitere Investitionen in ihre Website. Doch bedenken Sie: Wer Ihren One-Pager erhält, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihre Website besuchen.

Veraltetes Design, kaputte Links oder nichtssagende Inhalte erzeugen Misstrauen statt Interesse. Sorgen Sie deshalb für einen professionellen und aktuellen Webauftritt.

Was passiert, wenn der erste Verkaufsversuch scheitert?

In der Regel gibt es nur eine echte Chance für den Unternehmensverkauf. Wenn sich nach dem ersten Versand der Unterlagen keine ernsthaften Gespräche ergeben, wird ein zweiter Versuch meist ignoriert.

Professionelle Käufer wissen: Ein Unternehmen, das vor zwei Jahren nicht attraktiv war, ist heute selten deutlich besser aufgestellt.

Fehler 5: 
Viele Verkaufsunterlagen entstehen mit minimalem Aufwand. Die Hoffnung: Man versucht es in ein paar Jahren einfach nochmal.  Doch das klappt in der Praxis kaum.

Nutzen Sie daher Ihre erste Chance. Investieren Sie in qualitativ hochwertige, überzeugende Marketingunterlagen. Sie sind Ihr wichtigstes Werkzeug für einen erfolgreichen Unternehmensverkauf.